Ein junger Mann gibt nicht auf. Wer ihm dabei hilft und was das ganze mit Lob zu tun hat.
Stell dir vor, du triffst einen jungen Mann, der dir freudestrahlend erzählt, er hat einen Job gefunden. Du siehst in seinem Gesicht, er fühlt sich richtig wohl. Seine Chefin lobt ihn für sein Geschick und seinen Einsatz. Er will jetzt auch den Führerschein machen. Und das nächste Ziel ist eine eigene kleine Wohnung. Das klingt so normal, ist es aber nicht.
Der Jüngling hat keinen normalen Weg hinter sich, die Schule unter der Zeit verlassen, gesundheitliche Probleme, viel Zeit für nichts. Ich weiß wenig über ihn. Ich geb ehrlich zu, manches von ihm machte mich früher skeptisch. Was macht er? Warum macht er das? Warum macht er das nicht? Wie kommt es, dass ein Jugendlicher die Chance vergibt und die Schule vor dem Abschluss verlässt? Ist er faul? Ist er krank? Und dann dieses Gewand und die Erscheinung: schwarz, groß und übermächtig. Ist das Tarnung oder Täuschung? Oder einfach cool? Endlose Gründe für Vor-Urteile und abwertende Gedanken.
3 Fakten, die ihm geholfen haben
Er hat sich nicht aufgegeben. Er hat sich helfen lassen und durchgehalten.
- Eines weiß ich ganz sicher. Er hat eine Mutter, die immer für ihn da ist. Das hab ich aus den wenigen gemeinsamen Gesprächen herausgehört.
- Er hat Freunde, die ihn niemals hängen lassen, auch wenn er manchmal seltsam ist. Mit denen er stundenlang redet und Zeit verbringt. Das weiß ich aus sicherer Quelle.
- Und er hat sich selbst nicht aufgegeben. Mit Ausdauer und Kraft hat er es geschafft, aus seinem tiefen Loch wieder herauszusteigen. Jetzt ist auch er an der Reihe, seinen Lebenslauf mit Stationen zu füllen. Mit etwas Verspätung, aber das macht nichts. Dafür mit viiiiel Erfahrung, die ihn hat reifen lassen. Und mal ehrlich, wer fragt in ein paar Jahren danach?
Ludwig Otto Berta - Lob - hilft
Er strahlt, wenn er mir erzählt: „Sogar mein Vater hat mich gelobt. Weißt du, wie gut das tut?!“ Da ist er schon, der springende Punkt für mich: das Lob.
Keiner kann in den anderen hineinschauen, warum er so ist, wie er ist. Wem steht es zu, zu bewerten, ob etwas gut ist oder nicht? Es gibt so viele Sprüche dazu: Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Urteile erst über meinen Weg, wenn du ihn in meinen Schuhen gegangen bist. Der Schein trügt. ….
Aber eines kann jeder von uns machen – loben, die Leistung eines Menschen anerkennen, nette Worte sagen und denken. Nicht vergleichen und bewerten oder, noch schlimmer, abwerten. Jeder hat seine ganz persönlichen Voraussetzungen. Unvergleichlich!
Dem jungen Mann danke ich für die Einsicht, zu der er mir verholfen hat. Weiter viel Erfolg auf seinem Weg, der wahrscheinlich auch noch holprig ist und manchmal bergab führt. Erinnert er sich dann an die, die hinter ihm stehen, und an das, was er bereits geschafft hat, steht seinem Weiterkommen nichts im Weg.
Ich freu mich soooo für dich!
Wahrscheinlich gibt es auch noch andere „dunkle“ Gestalten, die durch ihr Äußeres auffallen – lange schwarze Pulli, bunte Haare, gruselwusel – die aber einen ganz feinen, willensstarken, tüchtigen und liebenswerten Inhalt in ihrer Verpackung verstecken. Ich glaub daran! Ich weiß es!
Was ich von dem Kerl lerne
Ich nehm mir ein Beispiel und fang gleich bei der Person an, die mir am nächsten steht. Ich erinnere mich an meine Hindernisse, die ich überwunden hab. An die Steine, die ich mir selbst in den Weg gelegt habe. Und an die Steine der anderen. Und ich kann euch sagen, ich bin, so betrachtet, steinreich!! Ich hab Erfahrungen gesammelt, Umwege gemacht, bin vor Mauern gestanden – oder war es nur das Brett vorm Kopf? – hab getan, so gut ich konnte.
Ist die eine Hürde genommen, seh ich in der Ferne schon die nächste grinsen. Oups, Bauchfleck, da hab ich wohl eine übersehen! Macht nix, ich bleib mal kurz liegen und sortiere meine Teile. Noch alles da. Na gut, auf, auf, hübsches Fräulein, weiter geht´s!
Ja, richtig, ich lobe mich für meine Leistungen = überwundenen Hürden. Dafür, dass ich so bin, wie ich bin. Und das ist gut. Weil: wenn jeder auf sich gut schaut, ist auf alle gut geschaut!
Und zwischendrin mach ich die wichtigste Übung, die mir ein lieber Grazer Lehrmeister gezeigt hat.
- Ich strecke den linken Arm (die Linke kommt vom Herzen) aus,
- winkle ihn im Ellbogen ab und ziehe den Unterarm in Richtung Hals.
- Ich berühre mit der linken Hand die rechte Schulter.
- Dann bewege ich den linken Unterarm auf und ab.
- Mit etwas Übung ergibt sich daraus ein Schulterklopfen, mein Schulterklopfen.
Ich übe, stolz auf mich zu sein. Das macht unabhängig von der Bestätigung durch andere, ist immer verfügbar und sagt mir, ich bin gut, so wie ich bin.
Probier es aus!
P.S.: Und wenn ich den erwisch, der „Eigenlob stinkt“ in die Welt gesetzt hat, dann erzähl ich ihm, was wirklich stinkt!