Ich erzähl heute von meinem Weg am Bach.
Es gibt ihn nicht, den richtigen Weg. Es gibt nur den Weg, den du gehst. Unaufhaltsam, wie der Strom des Lebens, bringt er dich an Ziel. Ist es dein Ziel? Ist es dein Weg?
Der Bach
Das ist ein immerwährender Strom aus Energie und Materie, der rücksichtslos vor sich hinströmt. Er ist nicht rücksichtig, er schaut nicht zurück. Er rinnt und rollt über Stock und Stein und ist jetzt da.
Ob er morgen auch noch da ist, das weiß er nicht. Das kümmert ihn auch nicht. Das ist nicht die Aufgabe eines Baches. Ein Bach rinnt vor sich hin.
Was macht einen Bach aus?
Es ist einmal das Wasser. Ist es ein Wasser? Sind es viele Wasser? Ein Teil des Bachwassers heißt Tropfen. Ist es ein größerer Teil, heißt er Welle. Kommt der Tropfen wieder zurück ins Wasser, wird er sofort wieder zum Bach.
Der Bach hat ein Bett. Darin rinnt er fröhlich vor sich hin. Er nimmt sich den Platz, den er braucht. Weniger Wasser im Bach bedeutet ein schmäleres Bachbett. Ist viel Wasser unterwegs, nimmt der Bach sein Bett und die Umgebung in Anspruch. Da kennt er keine Scham.
Ein Bach ist ein endloser Strom aus Energie, ein Ort voller Leben und Lebendigkeit. Das genieße ich, sobald ich in die Nähe eines Baches komm. Danke, lieber Bach.
Diese Energie ist unendlich. Einmal ist es Wasser und für uns sichtbar. Gefriert das Wasser, nennt sich der Bach dann Eisbach. Zischt das Wasser über Steine und Kanten, entstehen Wassernebel. Verdunstet das Wasser, steigt es auf zur nächsten Wolke und kommt irgendwo als Regentropfen wieder auf die Erde. Also ist es immer da, ewig, ob wir es sehen können oder nicht.
Der Weg
Mein Weg führt heute entlang des Baches.
Es ist ein unebener Weg. Viele Stolperfallen bieten sich an. Das fordert Achtsamkeit. Es kommt mir vor wie ein Lebensweg.
An manchen Stellen ist es rutschig, richtig gefährlich. Ich nenne es abenteuerlich und spannend.
Dem Weg ist das egal. Ich bin gefordert, meine Schritte und mein Werkzeug, z. B. das Schuhwerk, an den Weg anzupassen. Wie gesagt, dem Weg ist es wurscht, ob ich ihn geh oder nicht, ob´s mich schmeisst oder nicht.
Der Weg, mittendrin im Wald, führt bergauf und bergab. Vorbei an Sehenswertem und an Erfreulichem ebenso, wie an Traurigem.
Steine am/im Weg
Ein riesiger Stein liegt neben dem Weg.
Erst beim Wechsel der Ansicht entpuppt er sich als etwas Brauchbares.
Ein Rastplatz! Mit Ausblick auf den immerwährenden Strom des Lebens.
Auch im Bach sind Steine. Die stören den Bach gar nicht. Er umschifft sie einfach. Ohne nachzudenken.
Ich hör ihn kein einziges Mal jammern. Nur glucksen, plätschern und rauschen. Als wäre es seine ganze Freude, da zu sein.
Die Steine auf meinem Weg liegen einfach so herum. Zum Wegräumen sind sie zu groß und zu schwer. Manche von ihnen geben Halt.
Einige wurden von starken Maschinen aufgetürmt und geben jetzt Schutz.
Andere sind einfach nur da.
Diese Gebilde aus ewigen Zeiten schauen vorn ganz anders aus als hinten.
Sie bieten eine große Angriffsfläche. Darauf kann neues Leben entstehen. Sogar ein Baum wächst mitten auf dem Stein. Der traut sich was. Weil er nicht nachdenkt, ob das geht. Er wächst einfach.
Farbkleckse am Weg
Brücken
Sie überspannen den Bach und auch den Weg. Nicht alle sind für mich geeignet.
Umgestürzte Bäume queren das Bachbett. Wer da wohl aller drüberkraxelt? Ich leider nicht.
Die Brücken am Weg, übers Wasser und über die Steine, die nehm ich gern in Anspruch. So, als wüssten sie, dass ich dort und da Hilfe brauch. Danke, lieber Weg.
Entlang meines Weges gibt es auch gefährliche Situationen.
Wie hilfreich ist da ein Geländer, das mir Halt gibt.
Seit ich neue Wege gehe, hab ich meinen Wanderstock immer im Gepäck. Der unterstützt mich in unwegsamem Gelände. Wenn´s mal so richtig glitschig bergauf und bergab geht.
Erfreuliches und anderes, gut versteckt
Ein Pilz duckt sich unter einer Wurzel.
Eine Quelle sammelt sich in einem Holztrog, gut versteckt.
Die Kraft des Wassers treibt ein Rad an. Dem Wasser ist es egal, ob das Rad sich weiterdreht. Eines ist gewiss: Das Wasser, der Strom des Lebens, fließt weiter. Ohne Rücksicht auf Verluste. Das Leben verliert nicht.
Überleg ich mir, auf meinem Weg die Abkürzung über die Autobahn zu nehmen, damit ich schneller vorwärts komme, hab ich hoffentlich daran gedacht, dass die Landung am Ende eine harte sein kann.
Ich begegne Geschöpfen, die recht verschlossen in ihrem Versteck lauern.
Andere wurden auf dem Weg einfach überfahren. Wenn ich das war, tut es mir von Herzen leid.
Andrerseits, der Weg ist kein Liegeplatz.
Mein Weg am Bach
Da rinnt er dahin, mein Bach, mein Leben.