Geschichte von Erfolg und Scheitern einer Ehe im 21. Jahrhundert: ein Thema, das viele betrifft und in vielen Köpfen noch überarbeitenswert ist. Ein Aufruf zu gleichen Rechten, ein Gedankenspiel, das raus muss.
Ende gut, alles gut! Versprochen! Ehrenwort!
Geschichte der Ehe im Netz
„Im europäischen Kulturraum wird die Ehe traditionell als dauerhafte Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau verstanden, in der beide Verantwortung füreinander übernehmen.“ Das klingt ja schon mal gut.
Auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Ehe) finde ich am 3. Februar 2025 eine Abhandlung zum Thema Ehe. Darin ist zu lesen (mit meinen Worten):
„In der Neuzeit soll die christliche Ehe die Nachkommenschaft in geschütztem Rahmen garantieren. Den Eltern werden geschlechtergetrennte Aufgabenbereiche zugeteilt. Der finanzielle Unterhalt war für Frauen oft das notwendige Übel. Für Männer stellte die Ehe aufgrund der fast kostenlosen Abnahme häuslicher Arbeit und Versorgung der gemeinsamen Nachkommen einen erstrebenswerten Zustand dar. Die Ehe wird vom mittelalterlichen Instrument dynastischer Vernetzung zu einer Wirtschaftsverbindung.
Für viele Frauen bedeutete die Eheschließung zugleich zwangsläufig einen Ausstieg aus ihrem Beruf. Das Lehrerinnenzölibat des Deutschen Reiches wurde 1919 abgeschafft und vier Jahre später bis 1951 in abgewandelter Form für Beamtinnen wiedereingeführt.
1965 bis 1980 wurden Frauen nach der Ordination der evangelischen Kirche Österreichs bei Eheschließung automatisch entlassen.
Bis 1999 durften japanische Firmen heiratenden Frauen das Ausscheiden aus dem Berufsleben nahelegen.“
Das zu allgemeinen Ehe-Ansichten. Ich beende das Studium dieses Textes, es ist zermürbend.
„Im Buddhismus wird die Ehe weder gestärkt, noch wird davon abgeraten. Es wird jedoch gelehrt, wie man eine glückliche Ehe verbringen kann.“
Eine Mutter erzählt mir, sie musste ihren Mann noch um Erlaubnis fragen, ob sie zur Arbeit gehen durfte. Das war vor gut 50 Jahren!!!
Ein wichtiges Detail – heute wie damals – ist die finanzielle Absicherung der Frau. Liegt darin der Unterschied in der Entlohnung von Mann und Frau? Liegt darin der Hund begraben, dass die Kindererziehung nicht als Arbeit gilt, zumindest nicht von offizieller Seite und nicht in vielen (Männer-)Köpfen?
Sichern wir Frauen uns darum jetzt selbst finanziell ab, weil wir zu lange abhängig waren? Koste es, was es wolle? Mehrfachbelastung, schwierige Kinder, finanzielle Sorgen, Gefühle der Ohnmacht, steigendes Risiko psychischer oder körperlicher Entgleisungen, …..
Morlas Geschichte
Sie hat die Hoffnung schon aufgegeben. Die Hoffnung, ein Gegenstück zu finden, das zu ihr passt. Das ihre Lücken ergänzt und willig ist, sich ihren Ecken und Kurven anzunähern. Meist ist das eine gute Voraussetzung für gutes Gelingen. Die Seife unter der Dusche entgleitet dem am ehesten, der sie ganz fest halten will. Auf offener Hand liegt das Seifenstück still und ohne Fluchtgedanken.
So geschieht es auch ihr. Ein passendes, noch dazu attraktives Gegenstück erscheint und lässt sich auf sie ein. Viele Jahre des gemeinsamen Weges folgen. Die Zeichen, die sie hellhörig machen sollten, übersieht sie. Ach, das wird schon. Ist ja nicht so schlimm. Sie macht das, sie kann das.
Die Familie wächst. Diese Jahre des Wachsens und Erwachsenwerdens sind nicht immer leicht, für alle Beteiligten. Gemeinsam schaffen sie es. Es schaut wie eine gute Beziehung aus. Fühlt es sich auch so an? Aus den Küken werden Nestflüchter, so, wie es die Natur vorsieht. Jedes einzelne geht seinen Weg, mehr oder weniger allein und selbstständig.
Endlich ist die Zeit da, wieder mehr gemeinsam …… Aber was ist passiert? Der Zug ist abgefahren! Aus „gemeinsam“ ist „einsam“ geworden.
Wo hat sie die Signale selbst gesetzt? Welche Abzweigungen hat sie übersehen? Hat sie im Hamsterrad das Bauchgefühl überrollt? Die Ehe dem Elternsein untergeordnet? Das lässt sich nicht mehr herausfinden. Bringt auch nichts. Ein gegessenes Schnitzel ist gegessen, einfach weg, basta. Fehlersuche ist in diesem Fall sinnlos.
Was hätte eine Chance auf Erfolg gehabt? Reden, auf einander zugehen, miteinander eine Lösung suchen, dem gemeinsamen Weg eine neue Richtung geben wollen. Und noch viel mehr, das in ihren Gedanken noch gar keinen Platz gefunden hat.
Die Verantwortung für getrennte Wege liegt auf beiden Seiten. Es gibt immer einen, der tut, und ein Gegenüber, das tun lässt. Und diese Standpunkte ändern sich von Situation zu Situation. Was wäre, wenn…… bringt im Nachhinein nur noch mehr Kummer.
Grund zur Hoffnung - Gedankenkarussell
Zu hoffen bleibt, es kommt bald in den Köpfen aller an: das Zulassen und Annehmen der Tatsache, dass auch Frauen ihre Ehe verlassen dürfen. Die Dringlichkeit entscheidet jede selbst, nicht die Allgemeinheit. Frauen und Männer haben ebenbürtige Rechte, im Leben, in der Gesellschaft und überhaupt. Über die Pflichten will sie grad gar nicht nachdenken. Dazu hat sie mehr Ideen als gerade Platz haben.
„Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ gilt nur bedingt. Für das gemeinsame Glück einer Partnerschaft sind beide gemeinsam zuständig.
Wenn da nicht die finanzielle Abhängigkeit wär! Wie viele Frauen leiden darunter?
Dafür gibt es Hilfe und Regeln, die es auch Frauen ermöglichen, ein selbstbestimmtes, finanziell einigermaßen abgesichertes Leben weiterzuführen. Und es gibt Freunde auf dem Weg dorthin und danach.
Unkenrufe, die Männer würden nach einer Scheidung finanziell ausbluten, müssen endlich verstummen. Dem Part, der sich zurückgenommen hat und im beiderseitigen Einverständnis auf Jahre in der Pensionsanrechnung verzichtet hat, steht Unterstützung zu. So sieht es das Gesetz vor. Und das ist auch gut so. Sünder gibt es da wie dort, Menschen, die zu ihrem persönlichen Vorteil andere schädigen.
Ja, es kratzt an der strahlenden Glasur, am Stolz, wenn dein vermeintliches Scheitern öffentlich sichtbar wird.
Ist es mutig, sich auf die eigenen Beine zu stellen und dadurch Leid zu beenden?
Ist es tapfer, seinen Scherbenhaufen zu packen und an andrer Stelle wieder aufzubauen?
Oder ist es einfach, was es ist …
Gibt es ein Leben nach der Ehe?
Für sie absolut: JA! Und sogar ein sehr gutes. Sie erlebt es täglich. Es ist anders, sparsamer in vielen Bereichen und es ist neu, aber gut. Kurz vor der Pension ein neues Leben anfangen, ja, das ist möglich.
Was macht sie mit den vergangenen Jahren? Sind es verlorene Jahre? Ist sie böse auf den Menschen, mit dem sie die Hälfte ihres Erwachsenseins verbracht hat? Das ist unklug. Nein, ist sie nicht. Das ist auch den Kindern gegenüber ungerecht.
Es sind IHRE vielen Lebensjahre, gewidmet den Kindern und ihrer Art, für andere da sein zu wollen. Ihre Entscheidung. Ohne Bewertung. Schuldzuweisungen sind sinnlos und vergeuden Zeit und Energie, das ist ihr klar.
Kann ich meine Familie verlassen?
Diese Frage drängt sich auf. Sie ist lange Zeit ein Hemmschuh, neue Wege zu gehen. Irgendwann wird ihr klar: Ihre Familie wird sie nie verlassen. Sie wohnt nur wo anders. Sie ist immer noch Mutter der Kinder, die sie gemeinsam mit deren Vater aufgezogen hat.
Für sie endet Familie in diesem Fall nicht. Darauf ist sie stolz: Sie sind noch immer eine Familie. Die Eltern bleiben sich beinahe freundschaftlich verbunden, von ihr aus auf jeden Fall. Übertreiben will sie es aber nicht 😊!
Und – mit den Worten eines Kindes – „Darf ich das?“
Ja, sie darf, wenn keine Aussicht auf Veränderung in Sichtweite ist und Gefahr für Leib und Leben besteht.
Alte Fehler kann sie nicht ausbessern. Für ihre Zukunft arbeitet sie daran, sie nicht zu wiederholen. Ein besseres Vorbild will sie sein und leben, wie sie sich wohlwollenden Umgang miteinander vorstellt.
Gelungene Beziehungen
Die findet sie immer wieder in ihrem Umfeld. Da trifft sie noch immer verheiratete Paare oder welche mit einem neuen Menschen an der Seite. Beide fühlen sich sichtlich wohl. Sie haben jemanden, mit dem sie durch Dick und Dünn gehen und der ebensolches mit ihnen tut. Das macht ihr Hoffnung.
In ihrem Fall haben sich wahrscheinlich zwei notleidende Unwissende gefunden, die beide noch am Thema Liebe & Partnerschaft arbeiten dürfen.
Es ist also im 21. Jahrhundert erlaubt, ein glückliches, zufriedenstellendes Leben sowohl in Zweisamkeit als auch alleine zu leben. So ein Glück, es gibt ein Leben davor und danach.