Meine gelbe Maschine und Stenotypie
Eine gelbe Maschine mit schwarzem Deckel, MEINE Schreibmaschine. Analog und mechanisch, aber meine! Vor 40 Jahren hab ich sie für die Schule bekommen. Sie steht noch immer in meinem alten Kinderzimmer. Nicht so ein flaches, neumodernes Ding wie auf dem Bild oben.
Damals, im Gymnasium, war „Steno und Maschinschreiben“ noch ein Freigegenstand, genauso wie EDV. Ja, so alt bin ich schon. In der weiterführenden Schule war Stenotypie dann ein Pflichtfach, ein wirklich wichtiges. Es hätte beinahe meine touristische Zukunft verhindert. Meine Leistung war nicht genügend. Also hab ich vor der Fachmatura den Steno- und Maschinschreibstoff von zwei Jahren nachgelernt. Es hat gereicht, ich wurde zur Matura zugelassen und hab sie als Touristikkaufmann (ja, das gab es damals auch noch!!) bestanden.
Was ist geblieben
Von Steno ist nichts geblieben außer der Endung „-ung“, die ich jedoch nie verwende. Gelernt und gleich wieder vergessen, wie so vieles lieblos Gelerntes. Vielleicht hab ich es auch abgelehnt, dieses Bild der Sekretärin mit dem Stenoblock auf den Knien, hingebungsvoll gebeugt vor dem zitierende Chef. War ich gar damals schon eine Rebellin?
Das Schreiben ist mir geblieben. Begonnen haben wir mit einem Karton, an einem Schnürl um den Hals gehängt, damit wir die Tastatur nicht sehen. Blind schreiben war die Aufgabe. Die Finger haben es sich einfach gemerkt, wo sie die Buchstaben finden, damit der Satz einen Sinn ergibt. Und sie melden sofort „Halt, jetzt hast du dich vertippt!“ Heute ist der Unterschied nur der Kraftaufwand auf der Tastatur.
Das ZehnFingerSystem sitzt. Das brauch ich täglich. Wenn nicht für die Arbeit, dann für mein Vergnügen, das Schreiben. Kein Adler-Such-System, der ganze Einsatz aller neun Finger.
Nur der linke Daumen, merke ich, hält sich immer raus und überlässt dem rechten die Leertaste. Macht auch nichts.
Fingersport und Socken
Auf meiner alten gelben Schreibmaschine haben sich auch meine drei Kinder vergnügt und manch Zeilen darauf verfasst. Papier einspannen, Buchstaben suchen, draufhämmern. Hämmern ist ein gutes Wort dafür. Das war noch Fingergymnastik der kräftigen Art. Der kleine Finger glühte von der schweren Arbeit am „a“ und am „ö“.
Es kann schon sein, dass Maschinen schneller sind. Dass Diktieren ins Gerät auch funktioniert. Aber es ist nur das halbe Vergnügen. Genauso wie das Socken Stricken, mit Ferse. Entweder du magst es oder du magst es nicht. Ich mag selber schreiben und selber Socken stricken. Und auch das klappt bei manchen Stücken „blind“ und die Finger melden, wenn ich statt einer glatten eine verkehrte Masche gestrickt hab.
Wenn du es noch nicht machst, kannst du es lernen. Es ist niemals zu spät, etwas Neues zu lernen. Beides ist eine Fingerfertigkeit, eine Konzentrationsübung, eine Hand-Auge-Koordination und ein schöner Zeitvertreib. Herz, was willst du mehr!
In seinem Buch über Daumenyoga schreibt Yoshiya Hasegawa: „Klopfen Sie die Fingerspitzen gegeneinander …….. Das leichte Klopfen bewirkt, dass der motorische und der somatosensorische Cortex stimuliert werden und sich die Durchblutung des Gehirns verbessert.“
Die Socken für Miriam sind grad fertig geworden. Finger auf die Tasten, los geht´s – asdf jklö