Hätte ich grenzenlosen Mut, würde ich ……
Mehr als zwei Jahre sind vergangen, seit mich diese Zeile mitten ins Herz getroffen hat. Und jetzt hab ich´s getan. Ja, was denn, fragst du dich und mich. Lies weiter!
Es begann im Schloss Liechtenstein
September 2021 im Schloss Liechtenstein in Judenburg. Bei den Gsundtagen ebendort seh ich am letzten Ausstellungstag „Hätte ich grenzenlosen Mut, würde ich ……“ in kunstvoller Schrift auf eine kleine Tafel geschrieben. Die Tage zuvor bin ich wahrscheinlich – wohl wissend, was sonst passiert – daran vorbeigegangen. Aber an diesem Sonntag trifft es mich wie ein gewaltiger Paukenschlag. Ich bleib stehen, ringe um Fassung und frag die liebenswerte Kollegin, ob ich mir den Spruch notieren darf. Ihre lieb gemeinten Fragen lasse ich unbeantwortet im Raum stehen. Ich kann es nicht erklären. Wär´s einfach, hätt ich es ja schon längst gemacht.
Gute zwei Jahre später ist die Zeit reif. Oft denke ich an diesen Spruch, weiß ganz genau, wo ich ihn aufgeschrieben hab. In dem handgebundenen Heft mit „Good vibes“ am Umschlag. Danke, liebe Claudia dafür!
..... gehen
Hätte ich grenzenlosen Mut, würde ich … gehen.
Mehr ist es nicht. Und doch ist es alles und viel mehr. Es ist der Anfang. Zwei Jahre und 3 Monate nach dem Wink mit der kleinen besonderen Tafel ist es vollbracht. Ich hab den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, gemacht und geschafft. Und ich bin stolz darauf. Denn das war ein großer Schritt, der viel Mut erfordert hat. Viele innere Kämpfe, noch mehr Resignation und Wut, Tränen und leider auch viel schlechte Stimmung. Das tut mir leid für alle Beteiligten, da war ich kein gutes Vorbild. Ich hoffe, unsre Wunden heilen.
Unzählbar sind die Stunden, die ich gezweifelt und gehadert hab. An manchen Stellen zu viel redet, an anderen wieder zu wenig. Wie oft hab ich mir gedacht: „Jetzt!“ und dann doch alles beim Alten belassen. Dreiundzwanzig Jahre immer das Gleiche. In dieser Zeit sind drei Kinder groß und selbstständig geworden. Viel Arbeit und wenig Lohn, das könnte ich durch die dunkeltrübe Brille so sehen. Aber nein, es war eine besondere Zeit voller Abenteuer und Herausforderungen. Ich hab gelernt, jeden Tag, genauso wie die Kinder. Auch etwas, auf das ich stolz bin. Nie hab ich früher darüber nachgedacht, ob und wieviel Kinder ich „haben“ und großziehen werde. Um Jörg Dietrich anlässlich einer HipHopAufführung zu zitieren: jedes der drei Kinder unterschiedlicher, als es nur sein kann. Danke dafür. Ihr könnt auch stolz auf euch sein. Folgt eurem Weg!
Mein Weg bergauf
Ich hab mich für meine Selbstständigkeit entschieden.
Die Idee ist klar. Die Vision ist greifbar und durchführbar. Am wichtigsten ist die finanzielle Absicherung meines Projektes. Da haben mir liebe Freunde gute Tipps gegeben – danke fürs Eindringlichsein – und jetzt steht das Unternehmen rechtlich und vertraglich gut abgesichert auf eigenen Beinen. Das hätte ich vor einem halben Jahr nicht für möglich gehalten!
Wo finde ich passende und leistbare Räumlichkeiten? Es soll eine Veränderung zum Guten sein. Wenn einer neue Räume sucht, da kann er was erleben! Beim vierten Termin passt es. Da kommt die Sonne ins Spiel, die Nähe zum Wald und zur Mur und … freie Parkplätze. Herz, was willst du mehr. Zum Glück hat das Möbelhaus grad Sonderangebote. Ich finde eine herrliche Ausstattung in Magnolienweiß und Honigkiefer, Bank und Fauteuil werden sofort von den Katzen für gut befunden. Also alles gut. Und das noch vor dem Jahreswechsel! Wenn der Stein einmal ins Rollen kommt, gibt es kein Aufhalten mehr. Oder auch: Wenn Engel reisen, ……
Blick nach vorn und nicht zurück
Aus meiner Idee ist ein Rundum-Paket geworden. Inklusive Lernaufgabe zum Thema „ich lass los und bin großzügig“. Da ist noch Luft nach oben. Ich packe meinen Koffer und ein paar Schachteln und nehme mit ……. ja, da übe ich noch. Und ich freu mich schon auf die nächsten Aufgaben und Abenteuer. Die werden kommen, ganz bestimmt. Das ist der Lauf dieses Lebens.
Beim Blick in den Rückspiegel wird mir klar, der alte Karren war von Anfang an verfahren. Das interne Stabilitätsprogramm hat auf der ganzen Strecke versagt, war eher hinderlich als unterstützend. Ja, dumm gelaufen. Das fünfte Rad am Wagen hat´s eben auch nicht leicht.
Die Vorgabe meines bisherigen Teilhabers war eine „besenreine“ Übergabe. Es ist gut möglich, dass wir da von zwei verschiedenen paar Schuhen gesprochen haben. Schelm, wer Böses denkt!
Den Besen nehm ich natürlich mit. Ist ja mein Fahrzeug, hat mir unlängst ein lieber Kollege bestätigt.